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Medienkonferenz EVP Kanton Zürich vom 23. August 2005 Schwerpunkt „Energie“
Der Wirtschaft geht das Benzin aus
Von Lisette Müller-Jaag, Kantonsrätin und Parteileitung EVP ZH, Knonau
Für die EVP sind die gesunde Umwelt und Ökologie zentrale Anliegen. Es gilt die vorhandenen Ressourcen zu nutzen, gleichzeitig aber auch unserer Umwelt und der Bewahrung der Schöpfung höchste Sorge zu tragen. Ein Schwerpunkt ist dabei die Energie. Das vorrangige Ziel jeder Energiepolitik muss es sein, langfristig und ohne Gefahr für Mensch und Umwelt genügend Kraft und Wärme sicherzustellen. Doch der Langfristigkeit stehen beschränkte Vorräte im Wege und der Gefahrlosigkeit die Umweltbelastung durch den CO2-Ausstoss fossiler Brennstoffe, die ungelöste Entsorgung des radioaktiven Abfalls, sowie die Risiken atomarer Unfälle.
Spannungsfelder
Energie in Form von Treibstoff, Elektrizität und Wärme steht bei uns jedem zur Verfügung. Sie ist kostengünstig zu haben und wird von Privathaus-halten, von Industrie, Gewerbe und Staat in grossen Mengen konsumiert, obwohl bekannt ist, dass die Rohstoffe begrenzt sind und dass die Energie aus fossilen Brennstoffen die Umwelt sehr stark belastet.
Das Komfort- und Mobilitätsbedürfnis ist hoch und bringt einen ständig wachsenden Energiebedarf. Die Wettbewerbsituation unter den Anbietern bewirkt, dass die Energie möglichst kostengünstig produziert und ohne Rücksicht auf die Umwelt und die Nachhaltigkeit angeboten wird. Zudem besteht wenig Anreiz für das Energiesparen und die Effizienzsteigerung.
Erdöl wird unbekümmert zur Produktion von Treibstoff und Wärme verwendet, obwohl es möglichst lange für die Produktion von Industrie- und Konsumgütern zur Verfügung stehen sollte.
Erdgas wird propagiert, obwohl auch dieses zu Ende geht und ebenfalls CO2 erzeugt.
Und es werden Atomkraftwerke geplant, obwohl schon heute feststeht, dass weder das vorhandene Uran dafür ausreicht noch eine Lösung zur Lagerung der hochgiftigen Abfälle gefunden ist.
Die Belastung der Umwelt reduzieren
Es ist eine bekannte Tatsache, dass die Energie aus fossilen Brennstoffen die Umwelt sehr stark mit CO2 belastet. Die Schweiz hat das Kyotoprotokoll unterzeichnet und sich zur Senkung des CO2-Ausstosses verpflichtet, doch vom Ziel sind wir meilenweit entfernt. Für die EVP geht es um die Verantwortlichkeit und es gilt alles daran zu setzen, dass auch spätere Generationen über Mittel zur Energiezeugung und über gesunde Lebensgrundlagen verfügen können. Begrenzte Ressourcen werden teurer
Bis jetzt konnten wir Heizöl und Benzin etc. zu sehr günstigen Konditionen beschaffen: Fr. 20.--/100 L. Heizöl zahlten wir vor 2 Jahren. So günstig war es nur, weil die Umweltbelastung nicht in Rechnung gestellt wurde und weil die Vorräte scheinbar grenzenlos waren. Die Erdölsituation hat sich in den letzten beiden Jahren grundlegend verändert. Bereits heute kosten 100 L Heizöl Fr. 80.— und nach Ansicht von Fachleuten wird der Preis weiter steigen, weil das ÖL tatsächlich knapp wird und weil die Lieferländer mit ihrer Förder- und Exportpolitik den Preis bestimmen. Nun ist das Ende der Vorräte absehbar für Öl wie auch für Kohle, Gas und Uran und Studien sprechen davon, dass es in 15 Jahren zu einem Energie-engpass und zu Versorgungslücken beim Strom kommt. Das ist eine einzige Generation. Die Probleme beginnen nicht erst, wenn das Öl ausgegangen ist, sondern dann, wenn die Nachfrage die Produktion übersteigt. Hier sind wir dieses oder nächstes Jahr bereits angelangt.
Zukunftsträchtige Energieträger stehen zur Verfügung
Wir haben die Technologien um aus Sonne, Wasser, Wind und Holz Energie zu gewinnen. Dies sind Vorräte, die uns die Natur schenkt, die nachwachsen und auch in Zukunft bestehen bleiben. Sie sind nachhaltig und erneuerbar. Sie sind auch bezahlbar. Und keine dieser Energiequellen hinterlässt hochgiftige Abfälle, die noch in Tausend Jahren die Gesundheit unserer Nachfahren belasten wird. Das Wissen um die begrenzten Vorräte müsste uns schon lange zur konsequenten Umstellung auf erneuerbare Energien gebracht haben. Schon 1978 schrieb Dennis Meadows „…dass die Menschen nicht erlernten, Grenzen zu erkennen und mit ihnen zu leben“. Hier liegt m. E. die Herausforderung unserer Zeit: Ja sagen zur Begrenztheit und die Weichen entsprechend stellen. Kreativität ist gefragt und der Mut, sich ernsthaft für zukunftsträchtige Lösungen zu entscheiden. Die Kriterien bei der Energieerzeugung sind: umweltfreundlich, wirtschaftlich, nützlich für die Region, ungefährlich und erneuerbar.
Ein Beispiel dafür sind Solaranlagen und die Holzschnitzelheizungen. Mit ihnen lassen sich die einheimischen Ressourcen nutzen. Sie produzieren saubere Energie ohne dass zusätzliches CO2 die Umwelt belastet und ohne lange Transportwege. Der Erlös bleibt in der Region und unterstützt das einheimische Gewerbe.
Umdenken und konsequentes Handeln
Die EVP fordert ein radikales Umdenken und konsequentes Handeln:
- Es dürfen nicht weitere Millionen in eine aufwändige, Mensch und Umwelt gefährdende Art der Energieproduktion und in zu Ende gehende Ressourcen investiert werden.
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- Die Energieerzeugung aus Wasser, Wind, Sonne und Holz ist weiter zu fördern und trotz etwas höherer Kosten anderen Energieträgern vorzuziehen.
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- Es bestehen viele Möglichkeiten die Energie effizienter zu nutzen bzw. Energie zu sparen, ohne Einbusse an Lebensqualität. Das enorme Sparpotenzial ist zu nutzen und es sind ökonomische Anreize zu schaffen.
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- Die Belastung der Umwelt durch CO2 ist wirkungsvoll zu senken und die Gefährdung der Menschen durch Unfälle und Abfälle aus Kernenergie ist zu vermeiden.
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- Der Staat muss mit Steuerungsinstrumenten die Energieproduktion, den Energieverbrauch, die Schadensbegrenzung und die Steigerung von Effizienz und Sparanstrengungen steuern, z.B. mit Förderbeiträgen und anderen Anreizen fürs Sparen und Umsteigen, sowie mit einer CO2-Abgabe.
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- Eine ökologische Steuerreform ist raschmöglichst in die Wege zu leiten.
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Broschüre „Der Wirtschaft geht dass Benzin aus“
Die EVP hat zusammen mit Josef Jenni, Burgdorf, dem international anerkannten Solarpionier und Energiefachmann eine Broschüre herausgegeben und will damit eine intensive Diskussion auslösen und Volk und Behörden aufrütteln. Es ist ein Warn- und Weckruf, der ja ganz gut zum EVP Wappentier dem Güggel passt. Es entspricht auch der Vordenker-Tradition der EVP, die aus christlichem Verantwortungsbewusstsein heraus immer wieder frühzeitig auf sich anbahnende Probleme aufmerksam gemacht und zu deren Lösungen neue Wege aufgezeigt hat.
Im Schlusswort dieser Broschüre heisst es: „Wir brauchen eine Wirtschaftpolitik auf der Basis einer echten christlichen Nächstenliebe, bei der nicht das Profitdenken, der totale Eigennutz, sondern zuerst das Geben und dann das Nehmen, das füreinander im Vordergrund steht“.
Und wir brauchen eine Energiepolitik, die den Verbrauch wirksam drosselt, die Effizienzsteigerung vorantreibt und gleichzeitig alles dransetzt, dass erneuerbare Energie aus Sonne, Wind, Wasser und Holz erzeugt und eingesetzt wird und die endlichen und gefährlichen Energiequellen rechtzeitig und ohne Nachteil für die Wirtschaft ersetzt werden. So haben wir eine echte Chance für ein Leben in Frieden und Wohlergehen auf unserer schönen Erde.
Knonau, 23.8.2005, Lisette Müller-Jaag
Weitere Informationen unter:
Broschüre als *.pdf
Medienmitteilung PDF
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