8. 3. 2004 Lisette Müler-Jaag, Kantonsrätin EVP
Fraktionserklärung der EVP zum Internationalen Frauentag 2004
„Wenn man in der Politik etwas gesagt haben möchte, dann fragt man einen Mann;
wenn man etwas getan haben möchte, eine Frau.“
Diesen Satz hat eine Politikerin geäussert, die bei den Männern populärer ist als
bei uns Frauen, deren Abgang bei den Rechten mehr bedauert wurde als bei den Linken.
Der Satz stammt von Margaret Thatcher.
Jeder Mensch macht seine ganz persönlichen Erfahrungen mit dem, was in das
Blickfeld seines Lebens gerät. Auch beim anderen Geschlecht.
Sie sind weder richtig, noch falsch.
Der 8. März ist für die Frauenbewegung ein wichtiger Tag. Er erinnert uns immer
wieder daran, dass wir für ein wichtiges Anliegen kämpfen müssen. Die rechtliche
und die tatsächliche Gleichstellung der Frauen in Ausbildung, Arbeit und Familie
ist noch nicht erreicht.
Doch dies steht in der Schweizerischen Bundesverfassung.
Es ist das Ziel.
Die Umsetzung ist für Politikerinnen und Politiker eine Pflicht.Wenn ich durch das
Unterlassen dieser Pflicht benachteiligt werde und dies nicht länger möchte,
dann muss ich dafür kämpfen.
Kämpfen hat viele Gesichter, kennt viele Möglichkeiten.Eine Variante ist es, Menschen
daran zu erinnern, dass ihre Sicht der Welt immer das Resultat ihrer persönlich erlebten Geschichten ist - in ihrem einzigartigen Leben. Die Einzigartigkeit jedes Menschen
ist auch bestimmend für das Menschenbild der EVP.
Margaret Thatcher hat ihren Satz offenbar erlebt. Aber deswegen gleich alle Männer
aus der operativen Verantwortung zu nehmen, kam weder Frau Thatcher noch sonst
jemandem in den Sinn. Die unterschiedlichen Eigenschaften der Menschen sind auch ein Reichtum. Vorteile freiwillig abgeben tut niemand gern.
Wir Frauen werden weiterhin für unsere Anliegen kämpfen müssen,phantasievoll,
hartnäckig, mit Humor, strategisch, auf alle Arten.
Ausser mit Gewalt, die ohnehin nicht typisch ist für Frauen.
Gute Geschichten von Veränderungen wollen wir erzählen. Gut ist, wenn Menschen
einander als gleichwertige, würdige und einzigartige Geschöpfe sehen.
Wir müssen unseren Auftrag so verstehen, dass es zur Umsetzung des Art. 8 in der Bundesverfassung keine eigenen Frauenparteien braucht. Sondern Respekt und die
Erinnerung daran, dass Einzigartigkeit und Gleichwertigkeit zusammen gehören.
Für dieses Erinnern kämpfen wir Frauen heute.
8. 3. 2004 Lisette Müler-Jaag, Kantonsrätin EVP, Knonau |