Artikel August 2006, EVP-Info

Auch die umweltfreundlichste Autobahn ist und bleibt eine Autobahn.
Eröffnung des ersten Autobahnteilstücks durch das Knonaueramt

Mit grossen Scheren zerschnitten Regierungspräsidentin Diener und Bundesrat Leuenberger das blauweisse Band. Hurra! Ausgerechnet diese beiden begingen die Feier für ein Bauwerk, das sie selber einmal intensiv bekämpft hatten. Begonnen hatte der Widerstand vor 35 Jahren, in der grünen Oase vor Zürich.

Vielleicht ist es eine Unterstellung, dass Verkehrsplaner damals ihre kühnen Projekte etwa so planten, wie man früher die Grenzen afrikanischer Länder aufs Papier zeichnete. Doch Gegner solch massloser Zukunftsvisionen galten als Querulanten und Verhinderer von wirtschaftlicher Entwicklung. Heute zeigt sich, dass ihre Bedenken so weltfremd nicht waren und Widerstand Schlimmeres verhütete. Neue Strassen bringen Mehrverkehr, nur kurzfristig sind sie eine Entlastung. Die Autobahnplanung durchs Knonaueramt führte zu einem Kampf und entzweite die Menschen während Jahren. In Knonau wurde die Autobahn im Zusammenhang mit dem Bau der A4 im Kanton Zug bereits 1974 gebaut. Von fünf möglichen Linienführungen fiel die Wahl damals ausgerechnet auf die unschönste: ganz nahe durchs Dorf und am denkmalgeschützten Sitz der früheren Landvogtei vorbei – und wartete 30 Jahre auf die Fortsetzung. Die knapp abgelehnte Kleeblattinitiative war der letzte Versuch in der Planung andere Prioritäten zu setzen. Die Würfel sind gefallen, Verkehr dient der wirtschaftlichen Entwicklung und kommt vor Umweltanliegen. Die örtlichen Vereinigungen akzeptierten den Volksentscheid und konzentrierten sich fortan auf Verbesserungsmöglichkeiten. Was nun eingeweiht wurde, ist ein 3 km langes Stück Autobahn -Teil der Zürcher Westumfahrung- das zum grössten Teil durch Tunnels führt und die Gemeinde Birmensdorf entlastet. Ein teures Werk, gesamthaft 450 Mio. Franken. Aber es schont die Umwelt im Rahmen der technischen Möglichkeiten. Langjähriger Widerstand verhinderte das Schlimmste und signalisiert, dass sich gegensätzliche Anliegen vereinen lassen, wenn der erforderliche Preis bezahlt wird. Dennoch darf dies nicht zu einer Lobeshymne auf den Privatverkehr führen. Es findet nach wie vor zuviel rein gewinnorientierter, oft sinnloser Warenverkehr statt. Der öffentliche Verkehr ist und bleibt energiefreundlicher, günstiger und umweltschonender als der Privatverkehr. Nur Verzicht oder Verlagerung des Transitwarenverkehrs auf die Bahn bringt die gewünschte Entlastung auch in den Stauräumen des Mittellandes. Persönlich und privat sind wir auch mit dem Velo oder zu Fuss mobil. Wer in die Pedalen tritt und die Schuhe schnürt, bleibt fit. Der Strassenbau darf den viel günstigeren Fuss- und Velowegen die Mittel nicht entziehen. Die EVP steht zur Mobilität. Sie setzt sich jedoch für konkurrenzfähige, massvolle und möglichst sichere Verkehrslösungen ein und fördert vor allem den öffentlichen Verkehr.

Lisette Müller-Jaag, Kantonsrätin und Parteileitung EVP, Knonau

 
  05-Sep-2006 aktualisiert